Am Samstag den 8. Mai 1976 wurden die Ortsfeuerwehren der Stadt Verden zu einem der spektakulärsten Brandeinsätze der Nachkriegszeit alarmiert. Gegen 10 Uhr brach am Haupthaus des evangelischen Jugendhofes am Sachsenhain im Bereich des Reetdaches ein Feuer aus.
Wieso allerdings der Feuerwehr mit dem Alarmstichwort „es brennt der Sachsenhain“ wenige Minuten später „nur“ ein vermeintlicher Waldbrand gemeldet wurde, blieb im Nachhinein unklar. Jedenfalls stellten die ersten am Brandort eintreffenden Kräfte ein durch den Wind rasch um sich greifendes Feuer fest, welches das Reetdach des Haupthauses mittlerweile in voller Ausdehnung erfasst hatte und umgehend den Einsatz aller Ortsfeuerwehren der Stadt Verden sowie der Tanklöschfahrzeuge aus Langwedel, Neddenaverbergen und Kirchlinteln erforderlich machte.
Schnell wurde der Einsatzleitung klar, dass das Hauptgebäude nicht mehr zu retten war. So konzentrierte man die Rettungsbemühungen auf das mehrere Meter entfernt stehende sogenannte „Marschhaus“, welches durch den Funkenflug und die extreme Hitzestrahlung extrem gefährdet war. Auch die Feuerwehrfahrzeuge mussten aufgrund der Wärmestrahlung gekühlt werden, da die Lackierung bereits Blasen schlug.
Trotz eines massiven Wassereinsatzes konnte ein Übergreifen der Flammen auf das Marschhaus nicht verhindert werden. Nahezu hilflos mussten die Einsatzkräfte mit ansehen, wie auch dieses Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Zur Brandzeit waren im Haupthaus des Jugendhofes 53 Mädchen und Jungen einer Konfirmationsgruppe mit sieben Betreuern und elf körperlich behinderte Kinder mit drei Begleitern vom Annastift aus Hannover untergebracht. Sie befanden sich zum Zeitpunkt des Brandausbruches im Versammlungsraum unter der Kapelle oder spielten draußen. Glücklicherweise konnten die im Haus verbliebenen körperlich beeinträchtigten Kinder rechtzeitig durch das Betreuungspersonal in Sicherheit gebracht werden.
Das Feuer richtete nach ersten Schätzungen einen Schaden von rund 1,5 Millionen D-Mark an. Im Laufe der Jahre nach dem Feuer gelang es, durch Spenden sowie durch die Entschädigung der Versicherung die zerstörten Häuser wieder aufzubauen und sogar noch ein zusätzliches Gebäude errichten. Jedoch büßten die „Neubauten“ einiges an ihrem ursprünglichen Scharm ein, da bei Wiederaufbau kein Reet, sondern Tonziegel als Dachverkleidung verwendet wurden.
Der Sachsenhain mit dem evangelischen Jugendhof
Zwischen Verden und dem Ortsteil Dauelsen, am Marschgebiet nach Eissel, liegt der Sachsenhain. Das Gelände wurde 1934 angelegt und sollte dem nationalsozialistischen Regime als „NS-Kultstätte“ dienen. Zum Gedenken an das Blutgericht von 782, bei dem Karl der Große hier 4500 Sachsen geköpft haben soll, wurde im Sachsenhain die gleiche Anzahl an Findlingen aus ganz Niedersachen zusammengetragen und am Wegesrand eines Rundweges aufgereiht.
Abgerundet wurde die Anlage mit der Errichtung verschiedener reetgedeckter Fachwerkhäuser. Der Plan, hier eine nationalsozialistische Schulungsstätte und eine große Freiluft-Museumsanlage zu erstellen, wurde allerding nie verwirklicht.
Nach dem Kriege übernahm die evangelische Landeskirche das Gelände und errichtete dort für die evangelische Kirchenjugend eine Freizeit- und Begegnungsstätte.
(Quelle: 150 Jahre Ortsfeuerwehr Verden – Eine Ortsfeuerwehr im Wandel der Zeit / Fotos: Bildarchiv Ortsfeuerwehr Verden)